Rüdiger Barharn



UNZEITGEMÄSS
Rüdiger Barharn / Zeichnungen

Ausstellung vom 6/10-6/11/2016, Fr-So 15-18 Uhr

Ausstellungseröffnung: Mittwoch, 5/10/2016, 19 Uhr
Rüdiger Barharn im Gespräch mit Tanja Wetzel

"Unzeitgemäß" - dieser Titel umspannt eine Folge von drei Einzelausstellungen, die mit Zeichnungen von Rüdiger Barharn ihren Anfang nehmen. Es folgen Präsentationen mit poetischer Typografie von Josua Reichert sowie Druckgrafik von Thomas Ranft.

Für die drei Ausstellungen im spannungsreichen Raum zwischen Zeichnung und Schrift ist der Begriff „unzeitgemäß“ zugleich Behauptung und Frage. Dabei sind die Künstler keineswegs selbst aufgerufen, sich dazu zu positionieren. Vielmehr sind die damit verknüpften gesellschaftlichen Vorstellungen angesprochen, mit denen das künstlerische Feld in „zeitgemäß“ bzw. „unzeitgemäß“ geordnet und gewichtet wird. Aber was ist eigentlich zeitgemäß? Was unzeitgemäß? Was ist zeitlos, was wird wie zum­­ Klassiker und überdauert so die Moden und wandelnden Stilbildungen, die in immer schnelleren Folgen unser Jetzt und Hier als einzigartig und neu bestimmen sollen?

Rüdiger Barharn hat diese Frage unterlaufen, indem er selbstbewusst das „Unzeitgemäße“ zum Referenzrahmen seiner Zeichnungen erklärte. Er tat dies nicht, um sein Tun „aus der Zeit“ zu katapultieren und damit jeder Befragung zu entziehen, sondern setzte es auf diese Weise „zur Zeit“ in ein ganz eigenes Verhältnis. In immer gleichen kleinen Formaten entstehen mit Tusche, Tinte, Dokumentenstift und Kaffee auf Papier Zwischenwelten zu Traum und Wirklichkeit, die sich gegenseitig mit ihrem je eigenen Repertoire bewandern und damit ihre Nähe zu barocken oder romantischen Bildwelten keineswegs leugnen.

Fragmente vertrauter Wirklichkeit wie Häuser, Stühle, Baumgruppen oder architektonische Versatzstücke bevölkern stellvertretend diese seltsam leer und unbehaust wirkenden Räume. Sie werden durchzogen und umspielt von feinen Schraffuren und einem fast penibel formulierten Linienwerk. Auch wenn kleine Lichtungen, Durchblicke oder Öffnungen den Betrachter hier und da in durchaus vertraute Zusammenhänge einladen, besteht der besondere Reiz dieser Zeichnungen im Hell-Dunkel jener letztlich entrückt-intimen Seelenräume.

Rüdiger Barharn wurde 1955 in Barmstedt in Schleswig-Holstein geboren, lebt und arbeitet heute in Düsseldorf. Er studierte Malerei an der Hochschule der Künste Berlin als Meisterschüler von Bernd Koberling und lehrte künstlerische Gestaltung an der Hochschule Vechta sowie der FH Düsseldorf. 1982 erhielt Barharn den Preis des Kunstvereins Hannover mit dem anschließenden Atelierstipendium der Villa Minimo. Er hatte zahlreiche Einzelausstellungen, im Jahr 2001 auch im Kasseler Kunstverein.



Eröffnungsabend. Foto: Zaki Almaboren




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